Berührungstic - was können wir tun?

Berührungstic - was können wir tun?

bke-Stephan-Bäcker 06.06.2024 20:05
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29.05.2024, 20:04 Uhr | Aneli333


Hallo,

ich eröffne mal ein neues Thema, da ich dieses Thema beim ersten Scrollen noch nirgends entdecken konnte.

Wir haben drei Kinder zwischen 8 und 12 Jahren. Unsere Mittlere (10 Jahre) hat seit einigen Monaten einen Tic: Sie fasst sich ständig an die Nase. Wann genau und warum das angefangen hat, kann ich nicht mehr sagen. Mein Eindruck ist, dass sie es vor allem macht, wenn sie unsicher ist (was sie häufig ist) oder wenn sie etwas Neues angefasst hat: Dann riecht sie an den Fingern. Wir haben es schon mit ignorieren und ermahnen versucht. Funktioniert beides nicht. Manchmal merkt sie erst, wenn ich sie darauf hinweise, dass sie sich schon wieder an die Nase fasst. Zwischenzeitlich war es so schlimm, dass die Nase leicht entzündet war. Sie hatte für kurze Zeit zusätzlich immer an den Mundwinkeln gerieben, bis auch diese entzündet waren. Das macht sie nicht mehr. Hat Jemand einen Tipp von uns, wie wir ihr helfen können? Sie merkt ja selbst, dass es blöd aussieht. Ihre Freundinnen haben sie angesprochen, dass sie popeln würde (was sie nicht macht, aber es sieht natürlich so aus.) Ich habe nicht viel Hoffnung, dass sich dieser Tic von allein auswächst.

Danke vorab.


05.06.2024, 07:39 Uhr | Aneli333


Hallo nochmal,

danke für die Ideen und Anregungen. Also wie schon geschrieben: Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann und warum das erstmals aufgetreten ist. Die Idee mit der Alternative hatten wir auch schon. Ich habe ihr vorgeschlagen, dass sie stattdessen ihre Ohrläppchen berührt. Aber das hat auch nicht funktioniert. Ich habe sie die letzten Tage beobachtet. Als wir gemeinsam als Familie einen sehr schönen Tag im Schwimmbad verbracht haben, hat sie das kaum gemacht, sonst aber weiter sehr oft. Ihre Lehrerin werde ich fragen, wenn ich sie nächste Woche sehe.

Ansonsten habe ich festgestellt, dass dieser Tic in erster Linie mich stört, meine Tochter weniger und auch sonst Niemanden in unserem Umfeld (abgesehen von der Bemerkung mit dem Popeln.) Meine Tochter stört sich mehr an meinem Ermahnen als am Tic selbst. Also werde ich mich jetzt mal ein paar Wochen darum berühren, sie deswegen in Ruhe zu lassen und hoffen, dass sich das tatsächlich irgendwann von allein wieder gibt.

Viele Grüße


31.05.2024, 13:08 Uhr | marinadiezweite


Hallo Aneli333.

Von Tic spricht man erst, wenn eine bestimmte Angewohnheit länger als 6 Monate andauert. Das ist aber meistens nicht hilfreich, weil es jetzt schon deine Tochter, dich und die Beziehung zu den Freundinnen belastet. Und weil die Interventionen nicht geholfen haben. Beziehungsweise das Ignorieren, was völlig richtig ist, keinen Effekt erzielt.

Ein Tic oder eine unangenehme Angewohnheit hat leider in sich, dass sie zwanghaft ist. Man kann sie nicht einfach stoppen. Egal, ob du nett bist, oder belehren, die Handlung wird ausgeführt.

Eher wird sie verstärkt durchgeführt, wenn die Mitmenschen im richtigen Erkennen oder falschen Interpretieren (poppeln) sich dazu äußern.

Es gibt noch schlimmere beziehungsweise störende Angewohnheiten.

Die Ursache herausfinden ist das eine. Eine Ersatzhandlung stattdessen durchzuführen das andere. Es ist sicher sehr hilfreich, eine andere Aktion auszuführen, die die Haut nicht schädigt und den Betroffenen nicht stresst. Zum Beispiel Knautschbälle, bewusste Ablenkaktionen wie aufstehen und umhergehen.

Kleiner Trost: Meist verschwinden diese extremen Handlungen nach einer gewissen Zeit.


29.05.2024, 22:50 Uhr | bke-Hana-Blum


Guten Abend Aneli333,

Sie suchen Rat wegen Ihrer mittleren Tochter, die inzwischen 10 Jahre alt ist und bei der Sie beobachtet haben, dass sie Berührungstics hat, sich oft an die Nase fasst. Schön, dass Sie sich erneut bei uns melden, es ist ja eine Weile her, dass Sie zuletzt hier waren.

Das Thema "Tics" ist hier offenbar tatsächlich noch nicht zur Sprache gekommen, dabei zeigen Kinder im Alter Ihrer Tochter diese Verhaltensweisen relativ häufig. Danke deshalb schon mal an dieser Stelle für Ihren Eröffnungsbeitrag.

Wie ich lesen konnte, haben Sie inzwischen bereits gut beobachtet, wann und in welchen Situationen Ihre Tochter diese von Ihnen beobachteten Tics zeigt und aus welchen Gründen. Sie vermuten, dass sie das aus Unsicherheit macht. Sie haben auch geäußert, dass das Kind das selbst nicht merkt oder kontrollieren kann. Auch dann nicht, wenn die Nase oder die Mundwinkel bereits entzündet sind. Was Interventionen betrifft, haben Sie bereits Einiges ausprobiert und konnten feststellen, dass Ignorieren oder Ermahnen nicht dazu beiträgt, dass das Mädchen dieses Verhalten unterlässt. Kurzum, Sie scheinen Ihre Tochter gut im Blick zu haben und sich gut auszukennen mit ihr, ihrem Verhalten und Gefühlen, die Sie hier anführen.

Ich berichte Ihnen deshalb vermutlich nichts Neues, wenn ich nun schreibe, dass Tics bei Kindern oftmals durch Stress ausgelöst werden. Unsicherheit, die Sie ja auch bereits erwähnt haben, können eine Menge Stress auslösen und auch schließlich Tic . Deshalb ist es meist auch nicht hilfreich die Kinder zu ermahnen oder sie aufzufordern, damit aufzuhören. Sie haben ja bereits festgestellt, dass das nicht ztielführend ist.

Tics sind in der kindlichen Entwickung nicht selten und wachsen sich tatsächlich oft von selber aus. Ich halte es aber auch immer für wichtig, genau wie Sie es machen, gründlich hinzuschauen und nachzuforschen, was es damit auf sich hat und wie wir Erwachsenen hilfreich sein können.

Da möchte ich keine vorschnellen Tipps geben sondern erstmal nachfragen:

Wann trat das beobachtete Verhalten erstmals auf?

Wie geht es Ihrer Tochter damit - leidet sie darunter?

Haben Sie eine Vermutung, wasgeanu Ihrer Tochter Stress machen/sie verunsichern könnte?

In welchen Sitiationen merken Sie, dass Ihr Kind sich unsicher fühlt?

Kann Ihre Tochter diese vermutlich Unsicherheit benennen?

Gibt es Situationen in den Sie die Tics besonders bemerken

Und gibt es welche, in denen das weniger auftritt?

Was denken Sie, verursacht diese Unsicherheit bei dem Kind, die das Verhalten möglicherweise auslöst?


Gibt es andere Personen (z.B. Lehrerin) die Ihnen dazu Rückmeldung gegeben haben? Beobachten diese das ebenfalls?

...?

Diese Fragen gebe ich Ihnen heute Abend erstmal mit auf den Weg und freue mich, wenn Sie die eine oder andere beantworten mögen und auch Tips oder Erfahrungswerte von anderen Eltern erhalten.

Wertvoll an dieser Stelle könnte auch eine Mailberatung bei der bke-onlineberatung sein, in der Sie das Thema ausführlich beleuchten und auch überdenken könnten, ob ein Kinderarzt, eine Erziehungsberatungsstelle oder auch eine Psychologische Psychotherapie für Kinder hilfreich wäre.

Nun gebe ich weiter an die anderen Eltern im Forum und deren Ideen und Erfahrungen.

Ich und wir freuen uns erneut von Ihnen zu hören. Einen guten Abend wünsche Ihnen und allen die mitlesen.

bke-Hana Blum


Zuletzt editiert am: 29.05.2024, 23:05 Uhr, von: bke-Hana-Blum

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